Man merkt, dass die Plattentechnik am Limit ist...
hatte vor ziemlich genau 6 Monaten in meinem HomeServer die in die Jahre gekommenen 4Stk. Seagate NAS HDD 4TB (ST4000VN000) ersetzt mit 3 Stk. WD80EFAX, jeweils im RAID5 an einem IBM M5014 (entspricht einem LSI 9260-8i mit halber Cachegröße), verbaut in einem Silverstone DS380.
Die alten Seagates hatten 5 Jahre lang vollig problemlos ihren Dienst verrichtet, soviel zu meiner Erwartungshaltung... Die Wahl für die WD80EFAX ist jedenfalls nach Rechnerei hinsichtlich Stromverbrauch, Anschaffungskosten relativ zur Nutzkapazität des Arrays gefallen. Eigentlich wäre ich wirklich gerne bei Seagate geblieben (seit vielen Jahren gute Erfahrungen), aber alle NAS-Platten über 4TB arbeiten leider mit 7200u/min und verbrauchen deutlich mehr Strom. Toshiba habe ich ebenfalls gute Erfahrungen mit, aber auch hier nur Modelle mit 7200u/min und deutlich mehr Stromverbrauch.
Inbetriebnahme verlief problemlos, Array-Aufbau ging innerhalb von ein paar Stunden vonstatten, Kopieren der Daten des alten Arrays flott. Aber dann die erste böse Überraschung: Die Platten lagen zwischen 48 und 51°C! Das ist für mein Gefühl deutlich zu viel, um den Platten zu Langlebigkeit zu verhelfen. Ja, mein DS380-Gehäuse ist kein Rackserver (welche die komplette Kühlluft üblicherweise als erstes durch die HotSwap-Einschübe ziehen), aber es hat dennoch eine ganz ordentliche Durchlüftung und ich habe die Lüfter auf 80% geregelt, also weit weg von "Silent". Also die alten Platten ausgebaut und die WD80EFAXen so eingeschoben, dass der jeweilige Nachbareinschub leer bleibt. Danach lagen sie zwischen 42 und 45°C - immer noch nicht wirklich gut, aber einfach erstmal so akzeptiert.
Bis letzte Woche lief alles soweit problemlos, dann hat der RAID-Controller den Ausfall einer Platte gemeldet. S.M.A.R.T. meldet zwar keine defekten Sektoren, aber einige hundert UDMA CRC Fehler und auch nach Ausschluss von Kabel- oder Steckerproblemen weigert sich der Controller, die Platte wieder zu verwenden und behandelt sie als Ausfall. Am normalen Onboard-Anschluss meines PCs konnte ich sie zwar noch komplett überschreiben, aber nun ist sie zu WD im Austausch unterwegs.
In der Zwischenzeit habe ich so meine Schlüsse gezogen und ein neues RAID5-Array mit 5Stk. Seagate IronWolf NAS 4TB erstellt und die Daten darauf umgezogen - trotz Verbau in direkt benachbarten Einschüben liegen diese zwischen 33 und 37°C - das ist "handwarm" und folglich im grünen Bereich. Wenn die Ersatzplatte vom WD-RMA wieder zurück ist, dann fliegen die WD80EFAX gebündelt auf eBay raus...
Ja, ich bin bewusst wieder zurück auf 4TB-Platten umgestiegen:
- zur Kapazitätserweiterung bleiben mir noch 3 Einschübe, also 12TB. Das reicht mittelfristig, von den derzeit nutzbaren 16TB sind noch 3,5TB frei.
- ich "verschwende" derzeit nur 25% für die Parity (statt 50% bei den 8TB)
- 4TB für 100 als Ersatzplatte lege ich mir auch mal einfach so zur Seite für den Fall eines Ausfalls oder zur kurzfristigen Erweiterung, bei 8TB für 230 mache ich das nicht...
- Die Platten sind deutlich kühler trotz dichterem Verbau - auch wenn ich bei den Specs (8,8/5,3W gegenüber 4,8/3,9W), vor allem bei nur 1,4W Unterschied im Idle (und die meiste Zeit idlen die Platten) nicht mit dermaßen drastischen Unterschieden gerechnet hätte.
Alle anderen Alternativen scheiden derzeit aus:
- WD60EFRX (Red 6TB, altes Modell) wäre mit 3,4W idle laut Spec sogar noch sparsamer, ist aber leider ein Auslaufmodell; ohne gesicherten Nachschub für Erweiterung oder Ersatz: nope.
- WD60EFAX (Red 6TB, aktuelles Modell) wäre mit 3,1W noch sparsamer, ABER: Das ist ein SMR-Laufwerk! WTF, WD? Für NAS oder RAID verbietet sich das, da würde ja schon der Aufbau des Arrays mehrere Tage dauern.
- 10TB oder mehr mit Heliumfüllung: noch zu teuer; ich "verschwende" noch mehr für die Parity; ich traue der Dauerdichtigkeit (und damit der Haltbarkeit) der Produkte noch nicht ganz
- 4TB SSDs... wäre schon sehr nett, idle auch sehr sparsam, aber kostet halt noch das vierfache.
Insgesamt merkt man an den aktuellen Platten, dass die Technik der Magnetspeicherplatten gerade ordentlich am Limit ist: 4TB mit CMR sind ausgereift; 6TB mit CMR gehen auch noch, aber aktuell leider nichts für NAS in sparsam und kühl verfügbar; 8TB mit CMR wird noch gerade so erreicht, aber nicht mehr wirklich sparsam und kühl; für 10TB und aufwärts braucht es Helium mit noch nicht abschätzbarer Langzeithaltbarkeit der Platten (vielleicht gibt es dafür irgendwann "Nachtankdienste"...?); oder halt mit SMR, aber das ist nur für manche Anwendungsfälle brauchbar. HAMR/MAMR sind am Horizont sichtbar, aber auch da stellt sich die Frage ob das lediglich kleinere oder wirklich deutliche Steigerungen ermöglicht und wie es da dann mit der Leistungsaufnahme, Wärme etc. aussieht... Oder ob das alles irgendwann obsolet wird weil Flash preislich in die Nähe kommt (vor ein zwei Jahren noch bei Faktor 8 relativ zu HDD, derzeit bei Faktor 4; bei Faktor < 2 bei entspr. großen verfügbaren SSDs wird es m.M.n. für die HDD kritisch).
Was ich mir wirklich wünschen würde: Wenn Seagate auch die IronWolf mit 6TB und mehr mit 5900 oder 5400 u/min anbieten würde...